Villa Hügel

Villa Hügel I - Das "kleine" Haus
Sas Anwesen Hügel 1 im Essener Stadtteil Bredeney ist im Grundbuch der Stadt Essen als Einfamilienhaus eingetragen. Mit seinen 269 Räumen und 8100 m² Wohn- und Nutzfläche, herrlich gelegen in einem ca. 28 ha großen Park über dem Baldeneysee, ist die Villa aber weit mehr als nur ein Unternehmerwohnsitz – sie ist ein Symbol der Industrialisierung Deutschlands.

Direkt am Essener Stadtkern betrieb der junge Unternehmer Alfred Krupp die von seinem Vater im Jahre 1811 gegründete Gußstahlfabrik. Das die Familie Krupp auf dem Fabrikgelände wohnte, hatte zum Teil mit erheblichen Schwierigkeiten in den Anfangsjahren zu tun. Jedoch verlangte bald die ständig wachsende Fabrik und auch die damit verbundene steigende Außenwirkung des Unternehmens nach einem repräsentativen Familiensitz mit hoher Lebens- und Wohnqualität. 1864 verließ die Familie Krupp ihr "Gartenhaus" auf dem Fabrikgelände und bezog den Klosterbuschhof auf dem Gelände des späteren Hügels.

Nachdem weiträumige Ländereien rund um den Klosterbuschhof augekauft worden sind, gegannen Planungen hier den Wohnsitz für die jetzige und kommende Generationen der Familie Krupp zu errichten. Hügel, so Alfred Krupp, soll zu einem "Mittel zur Lebensverlängerung für mich und die meinen" werden. Die natürliche Umgebung garantierte ein ländlich geprägtes, naturverbundenes Leben. Dies möchte er kombinieren mit technischem Fortschritt und einem Höchstmaß an bequemer und sicherer Funktion des Hauses sowie dem Erfüllen von höchsten Ansprüchen auch zahlenmäßig großer Gesellschaften. Alfred Krupp entwarf mit der Villa Hügel ein Anwesen, welches die Form der Funktion unterwirft. Im April des Jahres 1870 erfolgt die Grundsteinlegung der Villa Hügel.

Der Bau schreitet zügig voran, jedoch sind die Arbeiten von immer neuen Schwierigkeiten überschattet. Im Dezember 1870 senkt sich infolge von Bergschäden ein Teil des Gebäudes um zwanzig Zentimeter. Der Boden über einem Stollen der ehemaligen Zeche Klosterbusch war unter dem Gewicht des neuen Baus eingebrochen. Alle Rückschläge werden jedoch gemeistert, und am 10.01.1873 bezieht die Familie ihr neues herrschaftliches Domizil
(Quelle: villahuegel.de, route-der-industriekultur.de)

Villa Hügel I

Villa Hügel II - Das "große" Haus
Das von den Zeitgenossen als "Schloß" wahrgenommene Anwesen entfaltete nach und nach seine allumfassende Funktionalität. Es zeigte sich bald, daß der Hügel viel mehr ist als lediglich das Wohnhaus einer Industriellenfamilie. Hügel war vielmehr ein eigenständiger Betrieb der Firma Krupp, dessen Aufgabe ist war, den repräsentativen Rahmen zu stellen und notwendige Dienste wie erstklassige Unterbringung, Unterhaltung und Bewirtung von Firmengästen zu garantieren.

Speziell für den Hügel an der Ruhr errichtete Werke sorgten bald für komfortable Versorgung mit Wasser, Gas und Elektrizität. Der große Gutsbetrieb Hügels mit Gärtnerei, Gewächshäusern und Stallungen lieferte frische Lebensmittel. Der Reiterhof, die weitläufigen Parkanlagen mit verzweigtem Wegenetz, die Sportstätten und der Forstbetrieb sorgen für größtmögliche Annehmlichkeit der Bewohner und Gäste. Ein 1890 eingeweihter Bahnhof und moderne Telekommunikationseinrichtungen stellen die Anbindung Hügels an die Gussstahlfabrik und die Außenwelt sicher.

Die vielschichtigen Aufgaben des Hügels waren nur mit einem genügend großen Stamm an Personal zu leisten . Auf Hügel arbeiteten 1914 bis zu 650 Menschen. Die Hierarchie der Mitarbeiter zeigten sich im Siedlungsmuster des Anwesens. Hohe Verwaltungsbeamte wohnen in Häusern nahe der Villa, während Arbeiter und andere Angestellte in der ab 1895 erbauten Kolonie Brandenbusch ein Zuhause finden.

1915 werden die letzten großen Umbauarbeiten an Park und Häusern abgeschlossen. Der Erste Weltkrieg stürzt den Krupp-Konzern in schwere wirtschaftliche Schwierigkeiten, und so unterbleiben weitere Investitionen in den Hügel. Von 1931 an zieht die Familie gar aus Sparsamkeit für einige Jahre vom Haupthaus in das Kleine Haus um.

Villa Hügel II

Villa Hügel III - Die Rückseite
Die Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis heute bringt die größten Umwälzungen auf dem Hügel. In den Wirren des Krieges dient die Villa als Fluchtstätte für ausgebombte Angehörige der Familie Krupp und als Auslagerungsort für Büros der Konzernleitung. Im April 1945 schließlich kommt das Aus für die Villa Hügel in ihrer Funktion als Wohnhaus der Familie Krupp. Die Alliierten verhaften den Firmenleiter Alfried Krupp von Bohlen und Halbach aufgrund der Verstrickungen des Unternehmens als Hauptwaffenproduzent für das Dritte Reich. Die britisch-amerikanische Kontrollkommission nimmt Einzug in die Gebäude. Bis zum Auszug im Jahre 1952 arbeiten hier 170 Alliierte und deren 1100 Mitarbeiter.

Im Jahre 1953 und nicht zuletzt auf Anregung des Krupp-Nachfahren Berthold von Bohlen und Halbach findet die erste große Ausstellung in der Villa Hügel statt. Zum ersten Mal ist das Gelände nicht mehr nur einem kleinen Kreis Ausgewählter zugänglich. Insgesamt 400.000 Menschen kommen auf den Hügel, sicherlich nicht nur, um die ausgestellten Kunstschätze zu sehen. Die Ausstellung nimmt den Wunsch von Bertha Krupp von Bohlen und Halbach vorweg, den Hügel der Allgemeinheit für Kunst, Wissenschaft und Kultur zur Verfügung zu stellen. Im Jahre 1954 wird schließlich der von Krupp abgesicherte gemeinnützige "Hügel e.V." ins Leben gerufen. Dieser hat zum Ziel, die Villa Hügel zum Kulturzentrum des Ruhrgebietes werden zu lassen.

Zum 150-jährigen Jubiläum der Firma Krupp erfährt das Hügelgelände 1961 die letzten einschneidenden Änderungen. Der Park und Teile der Gartenanlagen werden grundlegend umgestaltet und verkleinert, einige Gebäude abgerissen. Aufgrund der weitreichenden Besitzungen Krupps ist das Gelände rund um die Villa kaum weiter bebaut worden.

Heute präsentiert sich die Villa Hügel im wesentlichen im Bauzustand von 1915 und ist somit Zeugnis für den gehobenen Wohnstil der damaligen Epoche. Die aus der Zeit von 1500 bis 1760 stammenden flämischen Wandteppiche stellen die bedeutendste Sammlung in deutschem Privatbesitz dar. Das kleine Haus beherbergt die Dauerausstellungen "Krupp heute" sowie die "Historische Sammlung Krupp" mit Dokumenten zur Firmen- und Familiengeschichte. Seit 1955 befindet sich hier auch das Historische Archiv Krupp. Der landschaftlich reizvoll auf den Ruhrhöhen über dem Baldeneysee gelegene Park mit botanischem Garten lädt zu Spaziergängen ein.
Villa Hügel III

Krupptor Gewerbepark M1

Krupptor Gewerbepark M1
Krupptor Gewerbepark M1

Das Kruppsche Stammhaus

Das Kruppsche Stammhaus
Der Text der Tafel:

Das Kruppsche Stammhaus
Das so genannte Stammhaus entstand 1818/19 als Gebäude für den Aufseher der 1811 gegeründeten Gussstahlfabrik Fried.Krupp. Das erste Werksgebäude lag unmittelbar dahinter. Im November 1824 bezog der Unternehmensgründer Friedrich Krupp mit seiner Familie das Stammhaus, das in den folgenden dreißig Jahren als Wohnung und Firmenzentrale diente. Alfred Krupp ließ es 1873 umfassend renovieren und bestimmte, dass es als Symbol für die kleinen Anfänge der Firma dauerhaft erhalten bleiben sollte. Im Oktober 1944 wurde es durch Luftangriffe vollständig zerstört. Anlässlich des 150jährigen Firmenjubiläums erfolgte 1960/61 ein originalgetreuer Nachbau, rund 100 m versetzt vom ursprünglichen Standort. Das rekonstruierte Stammhaus ist heute die letzte architektonische Erinnerung an die Ursprünge der Firma Krupp.
Das Kruppsche Stammhaus

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